Berliner Zeitung am 19.01.13 POTSDAM
Der Potsdamer Jörg Drews verkauft 3D-Postkarten mit Motiven aus fernen Ländern. Vom Erlös pflanzt er dort Bäume und unterstützt das Projekt „Eine Million Bäume für Nepal", das vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen anerkannt ist.
Mit weit aufgerissenem Maul springt der Hai aus den tosenden Fluten in die Luft. Es sieht aus, als würden seine dutzenden kleinen scharfen Zähne sofort zubeißen. Gleich daneben vollführen zwei stolze Albatrosse ihren Balztanz, und ein Stück weiter steht ein amerikanischer Grauwolf auf einer Lichtung, sein Junges versteckt sich unter seinem Bauch.
Diese Szenen aus der weiten wilden Welt der Tiere sind nicht real. Es sind Fotos, die zu Postkartenmotiven wurden. Diese Karten lagern in der Garage von Jörg Drews. Dort sind zwei Wände mit Regalen vollgestellt und die sind voller Kartons, an denen jeweils vorn das Tiermotiv hängt. „Es sind mehr als 220 Motive", sagt der 46-jährige Potsdamer. „Aber das hier ist nur mein kleines Handlager, es gibt noch ein richtig großes. Ich habe insgesamt 100 000 Postkarten drucken lassen."
Der 3D-Effekt bei Drews Postkarten ist viel eindrucksvoller als bei den 80er-Jahre-Wackelkarten. Mit einer hochkomplizierten Technik wird ein normales Digitalfoto quasi auseinander genommen und dann in bis zu zehn Ebenen gedruckt, so dass der dreidimensionale Effekt entsteht.
Diese Karten haben zwei Besonderheiten: Es sind so genannte 3D-Wackelkarten, bei denen durch eine Bewegung der Karte der Eindruck entsteht, die Tiere darauf würden sich ein kleines Stück durch einen dreidimensionalen Raum bewegen.
Die zweite Besonderheit ist, dass Drews mit den Karten nicht nur Geld verdienen will, sondern dass sie auch ein klein wenig zur Rettung der Welt beitragen sollen. Das jedenfalls ist sein Ziel. Die Karten sind nicht nur ökologisch korrekt hergestellt. „Für jede verkaufte Karte wird ein Kaffeebaum im Himalaya gepflanzt", sagt Drews.
Mehr als eine Millionen Bäume finanziert
Damit unterstützt er das Projekt „Eine Million Bäume für Nepal", das vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen anerkannt ist. Wichtig ist für Drews, dass dabei nicht neue Monokultur-Plantagen entstehen, sondern dass die Bäume am Rande der Felder von 250 Kleinbauernfamilien gepflanzt werden. „Bei dem Projekt gibt es keine Großgrundbesitzer und keine Zwischenhändler. Die Kleinbauern bekommen 50 Prozent vom Erlös." So viel gebe es bei keinem der sonst üblichen Projekte des Fairen Handels. „Und es ist auch ein edler Premium-Kaffee."
Die Idee mit dem Bäume-Pflanzen hatte er schon vor vielen Jahren. Anfang der 90er Jahre machte Drews, der ein paar Semester Kunstgeschichte studiert hat, viele 3D-Fotos in Südamerika. Später tourte er jahrelang mit 3D-Dia-Vorträgen über den Regenwald in Costa Rica und Brasilien durch die Republik. „Für jeden Besucher wurde in Brasilien ein Baum gepflanzt", erzählt er, „die ältesten sind heute mehr als zehn Meter hoch."
Bei den Vorträgen sei er oft gefragt worden, wie man in die Länder käme. „Also gründete ich Colibri-Umweltreisen und organisierte Touren." Mit jedem Flug wuchsen die Wälder, denn für jede vermittelte Fernreise wurden 100 Bäume gepflanzt. „Wir waren die ersten, die so den Kohlendioxid-Ausstoß für Flüge kompensierten", sagt er. „Inzwischen bin ich Baum-Millionär." Etwa 1,3 Millionen Bäume finanzierte er. Dann stieg er 2009 aus dem Reisebüro aus, verkauft nun Reisen vor allem übers Internet und verfolgt die Idee mit den 3D-Postkarten – und natürlich das Nepal-Projekt.
„Dann sind wir zuerst weg"
Aber warum macht er das? Die Antwort ist für ihn einfach: „Wer Unternehmer wird, sollte nicht nur nehmen, sondern auch geben." Er habe sich schon früh für den Klimaschutz interessiert. Vielleicht liege es daran, dass er aus Wilhelmshaven an der Nordsee stammt. „Ich dachte, wenn die Meere wirklich steigen, dann sind wir zuerst weg."
Drews glaubt an seine Idee: Gleich nachdem die Postkarten gedruckt waren, überwies er 2010 als Spendenvorschuss 10 000 Euro. Dabei war nur ein kleiner Teil der Karten verkauft. Aber inzwischen konnte er einen Großhändler von seinen Motiven überzeugen, so dass der ihm 36 000 Karten abnahm. „Jetzt habe ich noch mal 2 000 Euro überwiesen", sagt er.
(Quelle: Berliner Zeitung)